Pressespiegel

Wofür sind die Steine entlang der Häuser gut? Was liegt im Kreuzgang? Satu Blanc klärt auf ihrem Stadtrundgang die Fragen der Primarschüler.

Baslerstab, 5. Juni 2007
Text: Anna Luethi, Fotos: Martin Töngi

Vergangenheit hautnah

Ganz aufgeregt stürmt die Frau aus dem Reischacherhof. Der bauschige Rock flattert, der Strohhut wippt, der Sonnenschirm baumelt am Handgelenk. Direkt aus dem Jahr 1780 stolpert Anna Maria Iselin in die Neuzeit. Das Haus der Tochter Isaak Iselins am Münsterplatz sieht noch gleich aus wie damals – sonst hat sich in der Stadt vieles verändert.

Seit Mai schlüpft die Schauspielerin und Historikerin Satu Blanc einmal pro Woche in die Rolle der Anna Maria Iselin. Jeden Montag nimmt sie eine dritte oder vierte Primarschulklasse mit in das Basel von vor 237 Jahren. Gesponsert werden diese Stadtrundgänge von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige (GGG). Schon jetzt sind alle Führungen bis im November ausgebucht.

Schule nicht für alle

»Kommt, wir gehen zum höchsten Gebäude der Stadt« – Anna Maria zeigt aufs Münster. Wieder Kichern. »Der Messeturm ist doch höher«, erklärt ein Junge. Im Kreuzgang angekommen, erzählt die Führerin von den vielen Toten hier. »Manche spuken noch immer herum«, warnt sie.

Fähren gabs damals nicht, nur eine Brücke – »und die auch zur Hälfte aus Holz.« Die Strassen waren dreckig und in den Prachtbauten der Martinsgasse wohnte nur eine Familie pro Haus. »Nicht alle Kinder dürfen in meiner Zeit zur Schule«, sagt Anna Maria. Manche müssten arbeiten, Familien seien arm. »Deshalb hat mein Herr Papa eine Gesellschaft gegründet« – natürlich die GGG. Im Schmiedenhof wird denn auch der Papa persönlich besucht, die Statue des Isaak Iselin.

»Sehr anstrengend, aber auch extrem schön«, seien die Führungen mit den Kindern, sagt Satu Blanc. Auch die Lehrerin der Viertklässler ist begeistert: »So bleibt die Geschichte den Kindem im Kopf.«