Pressespiegel

Gegenwart statt Zeitreise: Satu Blanc mit Quartierkurier-Redaktorin Cornelia Frei (l.) im Gespräch.

Quartierkurier 2/2017
Text: Cornelia Frei

Geschichte erleben mit Satu Blanc

Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, von der unbekannten Magd bis zur Königin, die man aus Geschichtsbüchern kennt: Satu Blanc hat in ihren Einpersonenstücken – die sie nicht nur spielt, sondern auch selbst konzipiert und schreibt – eine breite Palette an Persönlichkeiten aus verschiedensten Epochen und sozialen Schichten dargestellt. Im echten Leben ist sie Schauspielerin und Historikerin – und wohnt im Quartier.

Gerade hat Satu Blanc eine historisch verbürgte Person gespielt: Katharina von Bora, Ehefrau des Reformators Martin Luther. Sie hatte das Stück im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche Basel und Nordwestschweiz geschrieben und im Mai und Anfang Juni im Rahmen der Feierlichkeiten »500 Jahre Reformation« in der Basler Kartäuserkirche zur Aufführung gebracht. Solche Aufträge nimmt sie gerne an; sie sind jedoch nicht die Regel. In den meisten Fällen stammt bereits die Idee zu einer Figur von Satu Blanc selbst. Wie kommt sie immer wieder auf diese Ideen? »Ich habe viel zu viele davon, die kann ich in einem einzigen Leben gar nicht umsetzen!«, stellt sie fest. Die Ideen kämen einfach so zu ihr. Inspirieren lasse sie sich immer wieder auch durch ihre privaten Interessen: Sie liest sehr gern, mag Kunst und Musik, besucht Theateraufführungen.

Engagements für die Kultur

Kunst und Kultur haben die Tochter einer Finnin und eines Schweizers schon immer begleitet. Schon als Kind sammelte sie als begeisterte Balletttänzerin erste Bühnenerfahrungen. Nach ihrem Studienabschluss in Geschichte, Kunstgeschichte und deutscher Literatur war sie in verschiedenen Basler Museen tätig, wirkte als wissenschaftliche Assistentin an Ausstellungen mit und engagierte sich in der Bildung und Vermittlung. Später stiess sie zum Ensemble des Theaters Fauteuil, und 2005 machte sie sich als Schauspielerin selbstständig. Waren es zu Beginn eher historische Theaterrundgänge, konzentriert sie sich seit einigen Jahren auf Bühnenstücke in ihrem Theater »Lo Studiolo«. Hier schätzt sie es, dass das Publikum und sie selbst sich besser auf das Stück konzentrieren können, ohne Strassenlärm, Wind und Wetter.

Zeitreise ins St. Alban-Tal

Dennoch wird sie ab September ihren Theaterrundgang »Malerei und Schwarze Kunst«, der durch das St. Alban-Tal führt, für kurze Zeit wieder aufnehmen. Mit Zauberei hat das nichts zu tun. Mit der »schwarzen Kunst« ist die vor 500 Jahren aufstrebende Technik des Buchdrucks gemeint. Satu Blanc spielt Anna Katharina, die Ehefrau eines Basler Buchdruckers im frühen 16. Jahrhundert – ob wohl der berühmte Johannes Froben gemeint sein könnte? Jedenfalls hat diese Frau, die ebenfalls in der Druckerei arbeitet, viel zu erzählen von berühmten Zeitgenossen wie dem Humanisten Erasmus von Rotterdam oder dem Maler Hans Holbein. Und von den Umwälzungen der Reformation, der sie selbst zwiespältig gegenübersteht.

Warum also doch wieder ein Theaterrundgang? Satu Blanc nennt verschiedene Gründe. Einer davon ist das Reformationsjubiläum, welches das frühe 16. Jahrhundert zurzeit in den Fokus rückt. Ausserdem wurde sie immer wieder angefragt, diesen Rundgang nochmals anzubieten. Und seit Kurzem wohnt Satu Blanc im Breite-Quartier, in nächster Nähe zu den Stationen des Rundgangs. »Ich finde es hier wunderschön. Am Rhein und im St. Alban-Tal gibt es so viele mystische und lauschige Orte. Ganz ehrlich, das sage ich jetzt nicht nur für die Quartierzeitung!« Satu Blanc hat ihr Publikum schon auf viele Zeitreisen mitgenommen. In ihrem bisherigen Repertoire fällt allerdings auf, dass das 16. Jahrhundert besonders gut vertreten ist. »Das ist tatsächlich meine Lieblingsepoche«, sagt sie. »Was die Reformation in der ganzen Gesellschaft auslöste, ist unglaublich. Diese Umbruchphase finde ich sehr faszinierend. Ausserdem war in dieser Zeit gerade Basel als Humanistenstadt in ganz verschiedener Hinsicht besonders spannend, wenn man nur schon bedenkt, dass Persönlichkeiten wie Erasmus, Holbein und Paracelsus hier gelebt haben.«

Leben in der Gegenwart

Trotz Lieblingsepoche – ihr eigenes Leben führt Satu Blanc doch lieber im Hier und Heute. Sich den Lebensunterhalt als selbstständige Künstlerin zu verdienen, war und bleibt wohl durch alle Epochen hindurch eine gewisse Herausforderung. Wie meistert sie diese? »Ohne die Unterstützung von Sponsoren würde ich es nicht schaffen. Es wäre mir lieber, nichts annehmen zu müssen, aber gerade auch für Regie, Technik, Kostüme, Transporte und Marketing fallen Kosten an, die ich alleine von den Einnahmen nicht decken könnte«, hält Satu Blanc fest. »Allen, die mich unterstützen, bin ich sehr, sehr dankbar, und ich finde das alles andere als selbstverständlich.«